Ziervögel
Im Folgenden bieten wir Ihnen interessante Informationen zu häufig vorkommenden Krankheitsbildern von Vögeln, damit Sie sich vor einem Besuch in unserer Praxis informieren können.
Wenn Vögel Federn lassen…
Befiederungsstörungen bei Papageien
Befiederungsstörungen bei Papageien und Sittichen haben ein so unterschiedliches Erscheinungsbild wie sie Ursachen haben können. Zeigt Ihr Papagei eins oder mehrere der folgende Symptome sollten Sie Ihren Vogel in der vogelkundigen Tierarztpraxis vorstellen: Federverfärbung, brüchige Federn, stumpfes Gefieder, Federverlust, schlecht nachwachsende Federn, „Krabbeltiere“ im Gefieder. Hinter den anfangs noch recht harmlos erscheinenden Federveränderungen können unter Umständen ernsthafte Krankheiten stecken oder daraus entstehen. Einige der Wichtigsten möchten wir Ihnen kurz vorstellen. Diese Liste erhebt allerdings bewusst kein Anspruch auf Vollständigkeit, denn darüber könnte man ganze Bücher verfassen. Das komplexe Gebiet der psychisch bedingten Rupferkrankheit behandeln wir ausführlich an anderer Stelle.
Die PBFD ist eine Viruserkrankung. Das verantwortliche Circovirus kommt in Australien auch in wildlebenden Papageienschwärmen vor und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit importierten Papageien nach Europa gekommen. Aber nicht nur australische, sondern alle Papageien- und Sitticharten sowie Loris und Kakadus können sich mit diesem Virus infizieren. Während Papageien der alten Welt (Australien und Afrika) in der Regel an der Infektion versterben, kann bei Papageien der Neuen Welt (Amazonen, Aras, Pionus-Arten, Conure-Arten) ein generell milderer Verlauf gesehen werden. .
Das Virus überträgt sich sehr leicht über Kot, Federn und Federstaub innerhalb der Papageien, vor allem können auch an Menschen oder Objekten anhaftende Viren lange überleben und so zu einer indirekten Infektionsquelle für Papageien werden. Daher geben wir bei Papageien, die uns in der Praxis mit Federproblemen vorgestellt werden auch besonders Acht, damit andere Papageien das Virus nicht über den Schnabel oder die Nase aufnehmen können und sich so womöglich anstecken.
Eine Infektion ist in jedem Alter möglich, wobei gilt, dass die Erkrankung umso schneller voran schreitet, je jünger die Vögel bei Infektion sind. Bei Nestlingen sind oft keine Krankheitsanzeichen sichtbar oder diese sind sehr unspezifisch (Allgemeine Mattigkeit, Durchfall, Erbrechen, u.a.). Infizieren sich Papageien während des ersten Federwachstums werden diese Federn typischerweise missgebildet aussehen: Verfärbungen, Einschnürungen, persistierende Federscheiden und Federausfall sind die häufigsten Bilder. Beim ausgewachsenen Vogel verläuft die PBFD schleichend und die Federveränderungen sowie Federverluste entwickeln sich von Mauser zu Mauser, bis schließlich auch Schnabel- und Krallenveränderungen auftreten. Diese können so massiv werden, dass Vögel nicht mehr selbstständig fressen können. Auch können sich Hautstellen, die besonders UV-Licht exponiert sind dunkel verfärben. Grassittiche zeigen häufig keine Federveränderungen, bei erkrankten Vögeln fallen die Federn jedoch leichter aus. Bei Kakadus werden die Puderdunen funktionslos und somit erscheint das Gefieder stumpf. Das Heimtückische an der PBFD ist, dass neben den offensichtlichen Federveränderungen im Verborgenen auch das Immunsystem des Vogels angegriffen wird und es zum Untergang der weißen Blutkörperchen kommt. Solche abwehrgeschwächten Vögel sterben schließlich an anderen, sonst harmlosen Infektionen.
Bei Verdacht aufgrund der typischen Federveränderungen kann das Circovirus im Labor durch eine Blutprobe oder einer ausgezogenen noch wachsenden Feder nachgewiesen werden.
Bislang gibt es noch keine direkte medikamentöse Therapie gegen die Circoviren und auch keine prophylaktische Impfung. Dennoch sind unterstützende Maßnahmen, insbesondere mit Mitteln aus der Naturheilkunde, gut möglich und werden in unserer Praxis angewendet.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand: Januar 2017)
Diese Virusinfektion befällt viele verschiedene Papageienspezies. Die Symptome unterscheiden sich dabei je nach befallener Papageienart und dem Alter bei der Infektion. Bei infizierten Nestlingen verläuft die Infektion bei einem hohen Prozentsatz der Vögel tödlich (bei Wellensittichen sogar bis 100 %, daher wurde die Krankheit früher auch als „Nestlingssterblichkeit der Wellensittiche“ bezeichnet). Auch ausgewachsene Wellensittiche, Unzertrennliche, Aras und Edelpapageien sind sehr anfällig, währenddessen andere Papageienspezies in der Regel milde bis gar keine Symptome zeigen. Das Virus überträgt sich mit dem Kot, bei Wellensittichen darüber hinaus auch über das Ei, so dass schon kranke Küken schlüpfen.
Chronisch erkrankte ältere Vögel bekommen Befiederungsstörungen, welche denen der PBFD sehr ähnlich sind. Typischerweise fallen allerdings eher die langen Schwung- und Schwanzfedern aus und das Körpergefieder bleibt erhalten. Im Gegensatz zur PBFD können sich, beim einem milden Krankheitsverlauf, die Federveränderungen von Mauser zu Mauser allerdings auch wieder bessern.
Die Diagnosestellung erfolgt auch hier über die Untersuchung einer Blut- und einer Federprobe, aus denen im Labor das Polyomavirus nachgewiesen werden kann.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand Januar 2017)
Ektoparasiten (Außenparasiten), die zu Federveränderungen führen, kommen recht selten beim Papagei vor.
Direkt an oder in der Feder parasitieren Federmilben, Federbalgmilben, Federspulmilben sowie Federlinge. Federmilben ernähren sich auch vom Bürzeldrüsensekret und können die Ursache einer Verstopfung dieser Drüse sein. Zudem wirken Federmilben auch als ein starkes Allergen für den Menschen und andere Tiere, welches Haut- und Schleimhaut reizen kann. Federbalgmilben führen zu sichtbaren knotigen Veränderungen an der Stelle, wo die Feder die Haut verlässt. Federspulmilben können nur nach Eröffnung der Federspule und mikroskopischer Untersuchung nachgewiesen werden. Federlinge gehören zu den Läusen und sind als solche mit dem bloßen Auge gut zu erkennen. Sie ernähren sich neben dem Federstaub auch von Hautschuppen.
Andere Ektoparasiten schädigen nicht die Feder direkt, führen aber zu Juckreiz auf der Haut, der den Vogel verleitet, das umliegende Gefieder zu benagen. Die Rote Vogelmilbe befällt nur nachts den Vogel, um Blut zu saugen, und verbringt den Tag versteckt in Spalten und Ritzen der Voliere. Spezifische Vogelflöhe saugen desgleichen nur kurzzeitig nachts Blut am Vogel und legen ihre Eier zur Entwicklung in der Umgebung ab. Viel häufiger als mit dem Vogelfloh werden unsere Papageien allerdings von den wenig wirtsspezifischen Hunde-, Katzen- und Igelflöhen belästigt. Im Fall, dass Sie es schaffen konnten, einen Floh einzufangen, kann unter dem Mikroskop untersucht werden, um welche Flohart es sich handelt. Mücken stechen Vögel an federlosen Stellen (Gesichtsbereich, Jungvögel oder Vögel mit pathologischen Befiederungsschäden), wobei die Quaddel an sich nicht zu Problemen führt, allerdings können mit dem Stich die gefährlichen Plasmodien (Vogelmalaria) oder West Nil Viren (Gehirnentzündungen) übertragen werden, was allerdings sehr selten passiert. Im Sommer können Schmeißfliegen ihre Eier an verwundeten oder verschmutzten Körperpartien des Vogels ablegen, woraufhin die geschlüpften Maden in die Haut einwandern und zu tiefen Hautwunden mit Federverlust führen.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand: Januar 2017)
An sich intakte Federn können sich aus ihrer Verankerung lösen und ausfallen, wenn die darunterliegende Haut mit Bakterien oder Pilzen infiziert ist. Zusätzlich kann der Vogel Juckreiz empfinden und die Federn rund um das betroffene Hautareal beknabbern. Daraus können stark schmerzende Wunden entstehen, welche schwierig zu behandeln sind, daher sollte man hier nicht abwarten. Meistens sind es an sich harmlose, zur Vogelhaut gehörende Hautkeime, die sich infolge anderer Einflüsse zu stark vermehren können. Zu den häufig anzutreffenden Problemkeimen zählen die Staphylokokken aus der Gruppe der Bakterien und die Malassezien aus der Gruppe der Hautpilze. Eine mikroskopische Untersuchung schafft hier Aufklärung und sichert die richtige Therapie.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand: Januar 2017)
Die richtige Ernährung unserer gefiederten Freunde bildet den Grundstein eines langen gesunden Papageienlebens und kann gar nicht ernst genug genommen werden. Jede Papageienhalterin und jeder Papageienhalter sollte sich gründlich mit den Nahrungsanforderungen der von Ihr/Ihm gehaltenen Arten und der richtigen Fütterung (was und wie viel) auseinandersetzen.
Fressen die Papageien zum Beispiel besonders gerne Sonnenblumenkerne und lassen andere Körner eher liegen, drohen ernsthafte Vitamin-Mangelerscheinungen, vor allem in Bezug auf Vitamin A, welches ein wichtiges Vitamin für die Körperabwehr und das Sehen ist. Liegt eine Vitamin A Unterversorgung vor, wird die Haut trocken, schuppig und beginnt zu jucken. Vögel, die kein Obst fressen, können ebenso an einer Vitaminunterversorgung erkranken, wohingegen Vögel, welche sich am Obst satt fressen und das Körnerfutter hierfür liegen lassen, früher oder später an einem Mineralstoffmangel erkranken. Selbstverständlich muss man hier die artgerechte Ernährungsweise (Samenfresser, Früchtefresser, Nektarfresser), wie sie in freier Natur vorkommt, berücksichtigen. Zu den äußerlichen Anzeichen einer schon länger bestehenden Fehlernährung beim Papagei gehören neben Gefiederproblemen auch brüchiges Schnabelhorn oder Querrillen am Schnabel.
Genauso wichtig wie die ausgewogene Ernährung ist es, nicht zu viel zu füttern. Vögel in Gefangenschaft verbrauchen viel weniger Energie als ihre wildlebenden Verwandten und werden bei einem Überangebot an Futter schnell zu dick. Dies führt zur Bildung von Fettgewebe, aber auch zu einer Organverfettung, hier insbesondere der Leber. Federpigmente können von einer so geschädigten Leber nicht mehr gebildet werden und die Federn verfärben sich. Außerdem können die Vögel unter dem sogenannten „Hepatokutanem Syndrom“ (Hepato = Leber, kutan = Haut) leiden, hierbei entstehen juckende Hautbezirke, an denen es zu Federverlust kommt.
Vermuten Sie bei Ihrem Vogel Übergewicht oder fallen Ihnen Veränderungen an den Federn oder am Schnabelhorn auf, sollte die Fütterung Ihres Tieres optimiert werden. Das ist nicht immer einfach, denn auch Papageien sind „Gewohnheitstiere“, zahlt sich aber auf jeden Fall aus. Gerne unterstützen wir Sie dabei im Zuge einer Ernährungsberatung.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand: Januar 2017)
Mechanischen Schäden können durch zu kleine Käfige oder ungeeignet angebrachte Sitzstangen entstehen, so dass sich die langen Schwanzfedern ständig durch die Gitterstäbe schieben und so ausfransen. Tropische Papageien leben in freier Natur bei einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 80 %. In geschlossenen Wohnräumen erreichen wir bei uns zu Hause gerade mal 50 %, wenn im Winter geheizt wird, fällt dieser Wert sogar noch zusätzlich. Dieses prädestiniert zum einem für Atemwegserkrankungen, verursacht aber auch eine trockene juckende Haut. Bei Wohnungshaltung besteht außerdem das Problem, dass den Vögeln das zum Sehen und zur Vitamin D - Synthese wichtige UV-Licht des Sonnenlichts fehlt. Dieses wird nämlich durch die Fensterscheiben herausgefiltert. Das macht uns Menschen keine Sorgen, Vögel sehen allerdings ebenfalls in diesem für uns nicht mehr wahrnehmbaren UV-Bereich. Daher ist es für das Wohlbefinden eines Vogels wichtig, bei ständiger Innenhaltung eine spezielle Vogellampe zu montieren, die mindestens eine Stunde täglich für den Vogel leuchtet. Raumsprays, Duftkerzen oder gar Zigarettenrauch haben im Vogelzimmer selbstverständlich nicht verloren. Diese Gerüche werden vom Vogel als unangenehm wahrgenommen. Empfindet er dann den Geruch seines Gefieders abstoßend, wird er anfangen, sich dieser Federn zu entledigen.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand Januar 2017)
Man kann davon ausgehen, dass etwa die Hälfte aller Befiederungsstörungen organische oder haltungsbedingte Ursachen haben. Erst wenn diese Ursachen sicher ausgeschlossen und korrigiert werden konnten, und das Rupfen des Gefieders anhält, kann von einer psychischen Komponente ausgegangen werden. Dieser als Verhaltensstörung aufzufassender Komplex des rupfenden Vogels ist sehr komplex und bedarf einer gründlichen Aufarbeitung. Aufgrund der Komplexität haben wir diesem Thema einen separaten Steckbrief („Federrupfen als Verhaltensstörung“) gewidmet.
Die zunehmende Umweltverschmutzung und der Pestizideinsatz der modernern Landwirtschaft führen auch bei den Papageien zu immer häufiger auftretenden Allergien, die sich in Befiederungsschäden äußern können.
Seltener vorkommende Erkrankungen sollen hier nur kurz namentlich erwähnt werden: Schilddrüsenerkrankungen, hormonelle Imbalanzen, Reaktion auf Medikamentengaben, genetische Schäden.
Die Aviäre Bornavirusinfektion bei Papageien
Papageien und Sittiche, die trotz guter Futteraufnahme immer leichter werden und möglicherweise zusätzlich unverdaute Körner im Kot ausscheiden oder Erbrechen… das lässt sofort an die klassischen Symptome einer aviären Bornavirus (ABV) - Infektion denken, die heutzutage leider immer öfter aufzutreten scheint!
Ähnlich verwendete Bezeichnungen:
Die aviäre Bornavirusinfektion wurde in den siebziger Jahren erstmalig bei unseren Papageien beobachtet und wurde seitdem vielfältig benannt: Psittazine Neurogene Drüsenmagendilatation (PDD), Macaw wasting disease, Lymphohistiozytäre Ganglioneuritis. Seit 2008 wissen wir nun, dass ein aviäres Bornavirus hinter dieser Erkrankung steckt, so dass das Krankheitsbild nun offiziell diesen Namen tragen soll. Neben dem Papageienvirus existiert ebenso ein Bornavirus bei Kanarienvögeln, Munias und Astrilden (Prachtfinken) sowie bei Wasservögeln, bei welchen es aber wesentlich seltener nachgewiesen wird, als bei Papageien und Sittichen. Den Menschen kann das aviäre Bornavirus glücklicherweise nicht infizieren.
Die aviäre Bornavirusinfektion ist ein weltweites Problem in Papageien- und Sittichzuchten, aber auch bei wildlebenden Vögeln. Auch in Deutschland scheint die Mehrzahl der Papageienbestände betroffen zu sein, denn es kann regelmäßig sowohl bei kranken als auch bei gesund erscheinenden Papageien und Sittichen nachgewiesen werden. Die Eradikation von aviären Bornaviren aus einer Papageienzuchtanlage ist möglich und anzustreben, aber ein schwieriges und langwieriges Projekt.
Vieles ist in Bezug auf die aviäre Bornavirusinfektion noch unklar: Wie wird das Virus übertragen, warum werden einige Papageien krank und andere tragen das Virus scheinbar jahrelang im Körper ohne jemals Symptome zu entwickeln? Was sind die Faktoren, die zum Ausbruch der Krankheit führen und wie ist die Prognose für solche Vögel?
Naturgemäß zeigen Papageien Krankheitssymptome kaum und erst sehr spät, so dass nicht selten Vögel mit unspezifischen Symptomen (Mattigkeit, gesträubtes Gefieder) erkranken oder sogar völlig überraschend ohne vorherige Symptome sterben. Etwas spezifischer sind folgende Befunde: Abmagerung trotz stetiger Futteraufnahme, Durchfall (eventuell unverdaute Körner im Kot), Erbrechen. Infolge einer Nervenschädigung im Magen-Darm-Trakt kann dieser nicht mehr richtig arbeiten, so dass Futterbrei nicht mehr ausreichend befördert wird und sich im Magen anstaut. Im schlimmsten Fall kann der Drüsenmagen sogar reißen. Im Röntgenbild kann die Anschoppung ab einem gewissen Stadium nachgewiesen werden, so dass die Röntgendiagnostik ein wichtiger Schritt in der Untersuchung verdächtiger Vögel ist. Die Symptome einer Gehirn- und Rückenmarksbeteiligung können zusätzlich oder auch selbstständig vorkommen: Zittern, Schwanken, Kopfverdrehen und epileptiforme Anfälle.
Leider kommen die beschriebenen Symptome bei Papageien und Sittichen auch bei anderen Krankheiten in dieser Art und Weise vor, so dass zur Diagnosestellung das Virus an sich nachgewiesen werden muss.
Am noch lebenden Vogel werden Kropf und Kloakenabstriche genommen, um das Erbgut des Virus im Labor nachzuweisen. Außerdem wird eine Blutprobe genommen, um eine spezifische Reaktion des Immunsystem auf das Virus nachzuweisen. Hierzu arbeiten wir mit Laboren der veterinärmedizinischen Hochschulen zusammen, welche sich auf die Analyse aviärer Proben spezialisiert haben. Es wird empfohlen, beide Untersuchungen parallel durchzuführen, da wissenschaftliche Studien ergeben haben, dass bei betroffenen Vögeln manchmal nur einer der beiden Tests positiv reagiert, oder aber sogar , wenn ein und derselbe Vogel in zeitlichen Abständen mehrfach untersucht wird, wechselnd mal der eine, mal der andere Test positiv (Erkrankung nachgewiesen) ausfällt.
Bei bereits verstorbenen Vögeln werden Organproben untersucht. Hier können auch Gewebeschnitte präpariert und die typischen entzündlichen Veränderungen direkt dargestellt werden.
Wurde bei Ihrem Papagei das ABV nachgewiesen stellt sich natürlich die Frage, was dieses Ergebnis für Ihren Papagei bedeutet und wie weiter verfahren werden sollte. Diese Frage ist nach wie vor sehr schwierig zu beantworten und hängt immer vom aktuellen Fall ab. Dies ist aus folgenden Gründen so:
- ABV finden wir auch bei klinisch gesunden Papageien. Auch in Langzeitstudien gab es Vögel, welche nie selber Symptome entwickelt haben, allerdings ABV mit dem Kot ausschieden
- Solche Vögel können folglich ABV auf andere Vögel im Bestand übertragen, die dann auch schwer erkranken können (aber nicht müssen)
- Vögel mit typischen Symptomen und positiven ABV-Nachweis werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu irgendeinem Zeitpunkt an dieser Erkrankung verenden. Wann dies geschehen wird, ist allerdings zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar
Eine Therapie gegenüber ABV ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht gezielt durchführbar. Alle schulmedizinischen Ansätze, z.B. mit Entzündungshemmern aus der Gruppe der Nichtsterioidalen Antiphlogistika oder mittels Immunsuppressiva, konnten in wissenschaftlichen Studien bislang nicht überzeugen. Dennoch sind unterstützende Maßnahmen, insbesondere mit Mitteln aus der Naturheilkunde, gut möglich und werden in unserer Praxis angewendet.
Wurde bei Ihrem Papagei oder Sittich ABV festgestellt beraten wir Sie gerne individuell!
Leider scheint das ABV in den deutschen Beständen recht weit verbreitet zu sein. Die Sanierung eines Bestandes kann eine langwierige und auch kostspielige Angelegenheit sein, die mehrere Monate bis Jahre in Anspruch nehmen kann, was einem als Züchter/Züchterin bewusst sein muss. Es kann bedeuten, dass Tiere den Bestand verlassen müssen, oder dass Sie gezwungen werden, gut harmonierende Zuchtpaare zu trennen. Glücklicherweise wird die Übertragung von ABV von positiven Hennen auf das Ei bislang nicht als wahrscheinlich angesehen, so dass bei wertvollen Tieren bedrohter Arten Eier maschinell erbrütet werden können. Die daraus schlüpfenden Küken müssen dann per Hand in einer vernünftigen Art und Weise, welche Fehlprägung auf den Menschen unbedingt verhindert und artgerechte Verhaltensentwicklung erlaubt, aufgezogen werden.
Auch hier hängt das genaue Vorgehen vom Einzelfall ab. Wir beraten Sie gern persönlich und individuell für Ihren Bestand!
Federrupfen als Verhaltensstörung bei Papageien
Die bei uns in Gefangenschaft gehaltenen Papageien und Sittiche gelten allgemein als noch nicht domestiziert (bei vielen Papageienspezies begann die gezielte Nachzucht erst ab ca. 1970) und haben sich daher alle ihre Instinkte und Verhaltensweisen, welche in freier Natur wichtig erscheinen, auch in Gefangenschaft erhalten. Wildlebende Papageienspezies sind bis auf wenige Ausnahmen Schwarmtiere, die außerhalb der Brutzeit in großen Gruppen, während der Brutzeit als Pärchen leben. Eine Ausnahme bilden Koloniebrütende Arten wie Wellensittiche, Nymphensittiche, Mönchsittiche u.a., die sich ganzjährig in größeren Gruppen aufhalten. Um ein Zusammenleben des Schwarms zu ermöglichen, besitzen Papageien ein großes Repertoire an Ausdruckverhalten und Lautäußerungen. Ihre Intelligenz ist vergleichbar mit denen von Menschenaffen.
Wenn man die Biologie der Papageien kennt, wird verständlich, warum Federrupfen ein Ausdruck mangelnder Bedürfnisbefriedigung eines Papageis in Gefangenschaftshaltung sein kann. Wichtig ist aber zu bedenken, dass in genau so vielen Fällen eine Gefiederstörung auch organische Ursachen haben kann, die ausgeschlossen werden müssen, bevor man die Diagnose „psychischer Rupfer“ stellt. Und es gibt natürlich auch Kombinationen.
Im klassischen Fall, dem leider häufig noch einzeln gehaltenen zahmen Papagei beginnt das psychische Rupfen oft zu Beginn der Pubertät – bei Graupapageien und Amazonen etwas mit 2 - 4 Jahren. Davor, im Kindesalter des Papageis, hat er oft viel Zuwendung durch den Besitzer erfahren im Sinne von Kuscheleinheiten, Handfütterung und Sprechübungen. Sie als Halter/in waren die Ersatzeltern. Mit der einsetzenden Geschlechtsreife erwartet Ihr Papagei nun allerdings mehr von Ihnen! Die typischen Rituale werden nun als Balzverhalten aufgefasst und der erwachsene Vogel möchte sich fest mit Ihnen verpaaren. Da es sich um monogame Partnerschaften handelt, wird meistens ein Familienmitglied auserkoren, dass dann während der Brutzeit auch verteidigt werden kann. Wer schon einmal von einer eifersüchtigen Amazone attackiert worden ist, weiß wovon ich spreche. So sehr Sie ihren Papagei auch lieben, eine sexuelle Befriedigung werden Sie ihm nicht bieten können, allerdings führen Sie mit dem Füttern und Kraulen regelmäßig eine Art Vorspiel für den Vogel aus, was nie zu seinem ersehnten Ziel führt. Das frustriert, nachvollziehbarerweise, jeden Vogel mit der Zeit. Dazu kommt häufig ein Überangebot an Futter (à animiert wiederum den Bruttrieb) und ein zu geringes papageiengerechtes Beschäftigungsprogramm. Unterbeschäftigung oder aber auch ein zu stressiges Tagesprogramm können zu einem übermäßigen Putztrieb führen, welcher dann gesteigert wird und ins Rupfen übergeht.
Leider ist das Thema „psychisches Rupfen“ sehr komplex, und so kommt es vor, dass auch gut verpaarte Schwarmvögel mit dem Rupfen anfangen können oder Partnertiere sowie Jungtiere gerupft werden. Hier muss eine genaue Haltungsanamnese erfolgen.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand Januar 2017)
Einzelvögel sollten einen passenden Partnervogel bekommen. Leider kann sich die Verpaarung auch schwierig gestalten, und auch hier können Fehler gemacht werden. Ein solches Vorgehen sollte daher gründlich während eines Beratungsgesprächs geplant werden. Grundsätzlich sollte Folgendes Berücksichtigung finden: (1) Papagei der gleichen Art, (2) des anderen Geschlechts, (3) ungefähres gleiches Alter und (4) möglichst keine Verpaarung von Einzel-Handaufzuchten. Einzel-Handaufzuchten, d.h. die isolierte Aufzucht eines Papageis ohne Kontakt zu Artgenossen muss streng abgelehnt werden! Diese Papageien werden zwar zwangsläufig superzahm, sind allerdings auf den Menschen irreversibel fehlgeprägt und daher selten mit einem richtigen Papagei zu vergesellschaften. Sollten Sie einen solchen Vogel besitzen, der trotz ernst gemeinter und richtig durchgeführter Verpaarungsversuche infolge Fehlprägung nicht mehr zu Vergesellschaften ist, muss durch gezieltes Verhaltenstraining der Vogel vom Status „Sexualpartner“, für den der Vogel Sie hält, zum „Kumpel“ werden. Hierzu gehören beispielsweise Maßnahmen wie das konsequente Unterbinden der Fütterung aus der Hand.
Zusätzlich haben sich Naturheilkundliche Mittel, vor allem aus der Spagyrik, bewährt, die Psyche Ihres Papageis zu unterstützen. Sie helfen ihm, seine gegenwärtige Frustration leichter zu überwinden und können ihn für die Zukunft stärken. Hier gibt es Standardmischungen, optimaler weise werden die Stoffe, die speziell Ihr Papagei hierzu benötigt, mithilfe einer Bioresonanzuntersuchung gefunden. Naturheilkundliche Behandlungen sollten allerdings nie als alleinige Therapie, sondern immer nur zusätzlich zu Haltungsverbesserungen, Verpaarungsversuchen und einem Verhaltenstraining (hierzu zählt auch eine Verhaltensänderung von Seiten des Pflegers) unterstützend eingesetzt werden.
(Verfasserin: Dr. Andrea Kohls, Stand: Januar 2017)
Hat mein Vogel Schmerzen?
Infos der Initiative tiermedizinische Schmerztherapie
Vögel zeigen Krankheitssymptome, und somit auch Schmerzen, sehr undeutlich. In diesem Flyer der Initiative tiermedizinische Schmerztherapie (www.i-tis.de) finden Sie Hinweise, wie sich Schmerzen beim Vogel äußern können.